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Schuler Mitarbeiter

Neue Ende des Standorts: Schuler-Mitarbeiter in Waghäusel wagen den beruflichen Neuanfang

Das Ende war bitter, dafür soll der Neustart um so besser ausfallen: Ehemalige Schuler-Mitarbeiter werden in einer Transfergesellschaft betreut. Manche von ihnen nutzen diese Zeit für einen kompletten Neustart. Hier berichten drei von ihren Plänen. 
 
Christian Scheurer haucht alten Dingen neues Leben ein. Aus einem Balken, der früher einmal eine Gaube trug, macht er eine Sitzbank, aus einem anderen schnitzt er einen Rehbock. Scheurer ist jemand, von dem man sagt, dass er ein Händchen hat, dass er kreativ ist. Er baut Möbel und Objekte aus Holz, Metall und Stein.

Der 43-Jährige aus Rheinsheim hat sich entschieden, sich mit seiner „Fachwerkelei“ selbstständig zu machen und hat seiner Firma diesen Namen gegeben. 2021 ist das Jahr, in dem er diesen Schritt vorbereitet und plant.

Davor war er bei Schuler und hätte nach der Standort-Aufgabe von Waghäusel mit nach Gemmingen wechseln sollen, doch er wollte nicht. „Ich habe mich aktiv für die Transfergesellschaft entschieden und wollte diese Zeit für mich und meine Neuorientierung nutzen“, sagt der Maschinenbauingenieur. Eine Zukunft sah er bei seinem alten Arbeitgeber, bei dem er 21 Jahre beschäftigt war, nicht mehr.
 

Seine Brüder waren vom Stellenabbau 2015 betroffen, als die Produktion des Pressenherstellers in Waghäusel aufgegeben wurde. Beide gingen damals in die Transfergesellschaft und „hatten nach einem halben Jahr wieder einen neuen Job“, berichtet Scheurer. Wie es seinen Brüdern in der Transfer ergangen sei, das habe ihn beruhigt, als der Schritt für ihn anstand. Etwa 20 Prozent der Mitarbeiter, die in einer Transfergesellschaft sind, gehe es so wie Christian Scheurer, sagt Frieder Brender. Er arbeitet bei „MYPEGASUS“ und ist gemeinsam mit einer Kollegin für die ehemaligen Schuler-Mitarbeiter zuständig. „Manche erleben das als richtige Chance und sagen sich: ,Jetzt verwirkliche ich meinen Traum.’“

Scheurer nähert sich seinem Traum pragmatisch und macht erst einmal einen Plan, wie er beruflich weitermachen will. Er schaut sich ganz neue Jobs an beim BUND und in der Forstwirtschaft,
denkt über eine Teilzeitbeschäftigung nach, um die „Fachwerkelei“ im Nebenerwerb fortzuführen. Aber irgendwann ist er dann „in einer anderen Spur drin“, wie er sagt, als immer mehr Aufträge eintrudelten: also, Selbstständigkeit. In der Transfergesellschaft werde er durch seine Betreuerin gut beraten. „Sie ist Spezialistin, wenn es um Selbstständigkeit geht.“ Und er kann sich dort fortbilden, will noch einen Kurs in Buchhaltung machen zum Beispiel. Scheurer ist es wichtig, auf das nächste Jahr vorbereitet zu sein, wenn er ganz auf eigenen Füßen stehen muss. 
Auch bei Sarah Kreuzer stehen die Zeichen auf Neuanfang. Die 30-Jährige möchte Werbetexterin werden. Bei Schuler war sie als Industriekauffrau im Vertrieb beschäftigt. Ob sie
diesen Schritt zum neuen Job wohl ohne diesen beruflichen Einschnitt und ohne Transfer gewagt hätte? „Ich denke nicht, dass ich das sonst hätte machen können“, sagt die Mannheimerin.
Am Anfang sei sie unsicher gewesen. „Mit einem Schlag ist die Perspektive weg.“ Frieder Brender sei in dieser Situation gut auf sie eingegangen, erinnert sie sich: „Er hat gesagt, wir kriegen das hin.“ Jetzt konzentriert sie sich auf die Umschulung, arbeitet ihre Lektionen durch und denkt über weitere Seminare nach. Auch ein Praktikum hat sie in diesem Jahr schon gemacht in der internen Kommunikation eines großen Unternehmens. „Das war nicht das Richtige, aber ich habe neue Impulse gekriegt, in welche Richtung es gehen könnte.“
 
Martin Rupprecht hat eine ähnliche Erfahrung gemacht. Nur kurze Zeit war der 49-Jährige in der Transfer, als ein Jobangebot kam und er zuschlug. Davor war über 33 Jahre bei Schuler beschäftigt gewesen, seit Ausbildungsbeginn. Doch die Arbeit in der neuen Firma war nicht so wie erhofft. „Letztendlich hat es nicht gepasst.“ Da er seinen Vertrag bei „MYPEGASUS“ ruhen ließ, konnte er ohne Konsequenzen zurück in die Transfergesellschaft kehren. „Natürlich wäre es toll gewesen, wenn es so schnell geklappt hätte, auf der anderen Seite war es beruhigend,
diese Sicherheit zu haben.“ Rupprecht ist nicht ganz zufrieden mit seiner Situation. Corona habe es nicht einfacher gemacht: Wie soll man potenzielle persönliche Kontakte nutzen, wenn man niemand treffen darf? Für ihn läuft ein bisschen die Zeit. „Ich möchte dieses Jahr nutzen.“ Den Kopf steckt er trotzdem nicht in den Sand. „Ich werde mich weiter umschauen.“ Und sein Betreuer Frieder Brender ist zuversichtlich: „Er hat bis hier hin alles richtig gemacht. Der findet wieder was.“
 
Hintergrund
Im November 2020 verkündete das Göppinger Unternehmen Schuler, dass es seinen Standort in Waghäusel aufgeben wird. Während ein Teil der Belegschaft nach Gemmingen wechseln
wird, wo das Pressen-Geschäft neu aufgestellt werden soll, gab es für rund 100 Mitarbeiter keine Zukunft mehr im Unternehmen. 77 von ihnen sind zu Jahresbeginn in die Transfergesellschaft
von „MYPEGASUS“ gewechselt, betroffen waren 22 Frauen und 55 Männer. In der Transfergesellschaft gewinnen die Mitarbeiter bis zu einem Jahr Zeit, erhalten ein reduziertes Gehalt und werden von Projektbetreuern bei ihrer Neuorientierung unterstützt. So sind sie auch vor akuter Arbeitslosigkeit bewahrt. 40 der Ex-Schuler-Mitarbeiter haben eine Weiterbildung gemacht.
Inzwischen haben 28 von ihnen einen neuen Job gefunden. 14 weitere sind zwar noch in der Transfergesellschaft, sind aber durch einen anderen Lebensplan versorgt. Das heißt, dass sie eine Existenzgründung vorbereiten, eine längere Qualifikation anstreben oder vor dem Rentenübergang stehen. Damit sind 35 Mitarbeiter noch auf der Suche nach einer neuen Arbeit. Ihr Vorteil ist, dass sie in ihren Bereichen – etwa Konstruktion, Vertrieb oder Einkauf– hochqualifiziert sind.
 

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